Stefan Kronenberg, Sicherheitsbeauftragter auf der Baustelle

Sicherheit auf der Baustelle:
«Wir schikanieren keine Handwerker, wir verhindern Unfälle»

Stefan Kronenberg ist als externer Sicherheitsbeauftragter dafür mitverantwortlich, dass es auf der KSB-Baustelle bisher zu keinen grösseren Unfällen gekommen ist. Im Interview erklärt er, worauf es bei der Arbeitssicherheit auf Baustellen ankommt.

Herr Kronenberg, wie gerne sieht man Sie auf der KSB-Baustelle?

Auf der Baustelle bin ich einer von Dutzenden Leuten. Daher gehe ich nicht davon aus, dass ich speziell auffalle oder nicht gerne gesehen werden könnte. Aber mir ist schon klar, worauf Sie anspielen. Als externer Sicherheitsbeauftragter bin ich eine Art ausgelagertes Gewissen der Baukader und Handwerker. Zu meiner Arbeit gehört es nun mal, hartnäckig zu sein und den Finger dort draufzuhalten, wo es nötig ist. Dort, wo es um die Sicherheit der Menschen geht. Wenn ich gefährliche oder kritische Situationen auf einer Baustelle beobachte, schreite ich ein.

Und dann kann es auch mal laut werden, nicht?

Da haben Sie ein etwas verzerrtes oder veraltetes Bild meiner Funktion. Auf einer Baustelle arbeiten erwachsene Menschen. Soweit ich das beurteilen kann, weise ich die Handwerker freundlich zurecht. Bei unbelehrbaren Arbeitern muss man hin und wieder auch mal einen etwas bestimmteren Ton anschlagen. Klar, für manche Büezer bin ich schon mühsam, aber Arbeitssicherheit ist keine Schikane. Letztlich geht es nur darum, dass jeder, der gesund zur Arbeit kommt, auch wieder gesund nach Hause kann.

«Jeder, der am Morgen gesund zur Arbeit kommt, soll am Abend auch wieder gesund nach Hause können.»

Weshalb haben Sicherheitsbeauftragte einen eher schlechten Ruf?

Weil sich wegen uns Arbeiten verzögern können. Zum Beispiel, weil bei der Arbeitsvorbereitung oder der Planung die Sicherheitsvorschriften nicht berücksichtigt wurden. Mich hingegen interessiert dabei nicht, ob etwas länger dauert oder ein Unterbruch entsteht. Ich will aber auch niemanden in die Pfanne hauen. Ich möchte schlicht und einfach verhindern, dass ein schwerer Unfall passiert. Letztlich sehe ich meine Aufgabe eher als Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen und den verschiedenen Gewerken. Ich sehe mich nicht als Fremdkörper auf der Baustelle. Sie wissen ja: Bei einem scheinbar banalen Ausrutscher kann man glimpflich davonkommen – oder auch im Rollstuhl enden. Das gilt es unter allen Umständen zu verhindern.

Wie muss man sich Ihre Arbeit konkret vorstellen?

Grundsätzlich beginnt Sicherheit bereits bei der Planung eines Bauvorhabens. Im Auftrag der KSB-Bauherrschaft habe ich bei Beginn der Rohbauarbeiten ein übergeordnetes Sicherheitskonzept mit sämtlichen sicherheitsrelevanten Punkten erstellt. Dieses reicht vereinfacht formuliert von der Zutrittskontrolle über Notfallkonzepte wie Fluchtwege bis hin zu Arbeitssicherheitsweisungen. Das rund hundert Seiten dicke Konzept enthält viele Musterdokumente, Formulare und Suva-Reglemente. In der aktuellen Bauphase bin ich wöchentlich während etwa zwei Stunden auf der Baustelle. Dort führe ich zusammen mit der Bauleitung einen Sicherheitsrundgang durch und mache eine sicherheitstechnische Bestandesaufnahme. Bei Sicherheitsmängeln korrigieren wir, wenn immer möglich, den Sachverhalt direkt mit den Betroffenen vor Ort. Die meisten Handwerker können die Einwände nachvollziehen und setzen die Anweisungen auch um.

Stefan Kronenberg, Sicherheitsbeauftragter auf der Baustelle

Wöchentlich macht Stefan Kronenberg eine sicherheitstechnische Bestandesaufnahme.

Können Sie ein Beispiel geben?

Die Absturzsicherung ist aktuell sehr wichtig. Wenn irgendwo ein Gerüst fehlt, die Geländer lückenhaft sind oder die falschen Maschinen verwendet werden. Ich habe auch schon Handwerker von der Baustelle geschickt, um neue Sicherheitsschuhe zu kaufen. Natürlich nicht aus modischen Gründen, sondern weil die alten Schuhe ausgelatscht, kaputt oder nicht geeignet waren. So etwas kann die Sicherheit gefährden. Grundsätzlich melde ich meine Bedenken der Bauleitung und erarbeite situativ mögliche Lösungsvorschläge.

Welche Herausforderungen boten sich dieses Jahr im Zusammenhang mit Covid-19?

Das war für alle Beteiligten eine neue Situation. Die Bauleitung und die Gewerke fürchteten sich vor einem Baustopp, einige Handwerker bestimmt auch vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus. Aber die Situation auf der Baustelle wurde laufend vom Kanton Aargau und von der Suva kontrolliert. Zudem haben wir die Lage immer wieder neu beurteilt. Wichtig war, nebst dem Händewaschen, Distanz zu halten und teilweise auch Schutzmasken zu tragen. Dadurch mussten gewisse Arbeitsschritte umgestellt werden.

«Für manche Büezer bin ich schon mühsam.»

Wie hat sich die Arbeitssicherheit auf Baustellen in den letzten Jahren entwickelt?

Es gibt gemäss Suva jährlich immer noch zehntausende Arbeitsunfälle auf Schweizer Baustellen. Man muss aber auch betonen, dass die Zahl der schweren Unfälle mit und ohne Todesfolge zum Glück zurückgeht. Gründe sind eben die verstärkten Sicherheitsmassnahmen, das Einhalten der lebenswichtigen Regeln der Suva und bessere Geräte. Ein einfaches Beispiel: Die meisten elektrischen Maschinen sind inzwischen akkubetrieben, es hat also weniger Kabel auf der Baustelle. Weniger Kabelrollen bewirken, dass es weniger Stolperunfälle gibt.

Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeitssicherheit auf der KSB-Baustelle?

Zieht man die Grösse der Baustelle in Betracht, bin ich grundsätzlich sehr zufrieden. Besser werden kann man immer, aber wir sind auf gutem Weg. Die Zusammenarbeit mit der Bauleitung funktioniert sehr gut. Man ist offen für zweckmässige Verbesserungsvorschläge, um die Baustelle so sicher wie möglich zu gestalten. Und um die Arbeiten dementsprechend zu planen.

Wie gefährlich ist eigentlich Ihr Job? Haben Sie sich auf einem Sicherheitsrundgang auch schon verletzt?

Ja, das ist auch schon vorgekommen. Zum Beispiel, wenn man irgendwo abrutscht, weil es nass ist, oder an einem Gerüst das Schienbein oder den Kopf aufschlägt. Wobei ich natürlich immer einen Helm aufhabe. Aber wir alle wissen, dass es dumm laufen kann. Ein leeres PET-Fläschli am falschen Ort und du rutschst darauf aus und brichst dir ein Bein. Aber eben, ich kam bisher immer glimpflich davon.






Polier und Baumontageleiter: Auch sie sorgen für mehr Sicherheit

Die Arbeitssicherheit steht auf der KSB-Baustelle an oberster Stelle. Denn vom Stolpern bis zum Absturz: Im Schweizer Bauhauptgewerbe ereignen sich jährlich fast 30 000 Unfälle. Damit es zu keinen tragischen Fällen kommt, ist jeder Einzelne gefordert. Auch Emin Ramadani, Baumontageleiter Sanitär, und Sergio Barbosa, Polier, die ihre Mitarbeitenden laufend für mögliche Gefahren sensibilisieren. Was den beiden Männern dabei besonders wichtig ist und welche eigenen Erfahrungen sie gemacht haben, sehen Sie im Bildslider.






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