Ausblick auf Baden

«Der Gesundheitssektor ist für Baden enorm wichtig»

Dank Grosskonzernen wie ABB und General Electrics gilt Baden als wichtiges Zentrum der Elektrotechnikbranche. Aber auch der Gesundheitssektor hat seit jeher einen grossen Einfluss auf die Entwicklung der Region. Thomas Lütolf, Leiter der Badener Standortförderung, über die Zusammenhänge zwischen Industrie und Gesundheit – und über die Rolle des KSB.

Herr Lütolf, was ist das Einzigartige am Gesundheitsstandort Baden?

Wenn wir einen Blick in die Geschichte Badens werfen, fällt auf, dass die Gesundheit seit jeher eine wesentliche Rolle spielt. Schon vor zweitausend Jahren haben die Römer das Thermalwasser als wichtigen Naturschatz entdeckt und zur Regeneration des Körpers genutzt. Ausserdem ist unser Thermalwasser das mineralreichste und eines der wärmsten der Schweiz. Die Stadt Baden trägt nicht zuletzt deswegen das Gütesiegel «Wellness-Destination» des Schweizer Tourismusverbands. Ein weiterer Vorteil von Baden ist die Nähe zu Zürich und das damit verbundene grosse Einzugsgebiet. 

Welchen Einfluss hat der Gesundheitssektor auf die Industrieentwicklung?

Vielfältige und professionelle Gesundheitseinrichtungen sind für die Entwicklung einer Region generell enorm wichtig. Dazu gehören in Baden nebst dem Kantonsspital unter anderem verschiedene Rehazentren, Spezialkliniken, Arztpraxen, aber auch Wellness-Angebote wie die Thermalbäder. Diese Dichte an qualifizierten Einrichtungen ist wiederum eine gute Voraussetzung für Firmen aus der Medizintechnik, sich in Baden niederzulassen. Folglich ergänzen sich am Industriestandort Baden also die Bereiche Elektrotechnik und Medizintechnik, was ein innovatives Umfeld mit überdurchschnittlich hoher Bildungsqualität ergibt. Ziemlich gute Argumente, die den Standort Baden für weitere Hightech-Unternehmen interessant machen.

Wie sieht es umgekehrt aus: Welchen Einfluss hat die Industrie auf die Gesundheitsförderung?

Die ABB, damals noch BBC, beispielsweise hat bereits in den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts eine Art «Burnout-Prävention» betrieben. Sie gründete den damaligen Betriebsärztlichen Dienst, das heute selbständige Institut für Arbeitsmedizin. Da geht es immer noch darum, Programme anzubieten, die sich positiv auf die körperliche und mentale Gesundheit der Arbeitnehmer auswirken. Die ABB hat die gesundheitlichen und ökonomischen Zusammenhänge früh erkannt. Noch früher hat das Unternehmen bereits in ein Wohltätigkeitsgebäude unter anderem mit Bibliothek und Kegelbahn investiert. Damit wollte man den Mitarbeitenden Abwechslung bieten und den Zusammenhalt fördern. Mit ähnlichen Ideen positioniert sich der Weltkonzern Google heute als Trendsetter.

Schwarzweissbild des Fabrikgelände der BBC in Baden um 1907

Fabrikgelände der BBC in Baden um 1907 | Historisches Archiv ABB Schweiz, N.1.1.4030

Wie sehen Sie die Rolle des Paul-Scherrer-Instituts, das zwar nicht in Baden, aber im benachbarten Villigen ansässig ist?

Das PSI trägt als grösstes Forschungszentrum der Schweiz ebenfalls dazu bei, dass unsere Region zu dem Gesundheitsstandort wurde, der er heute ist. Wichtig ist, dass sich die grossen Player vernetzen und zusammenarbeiten. Das PSI und das Kantonsspital Baden tun das beispielsweise in der Protonentherapie, einer schweizweit einzigartigen Tumorbehandlung. Mit dieser Therapie lassen sich bestimmte Tumore besonders präzise bestrahlen. Forschung und Gesundheit liegen in der Region Baden also nah beieinander. Im Dienstleistungssektor wiederum haben sich in den letzten Jahrzehnten viele Arztpraxen und Unternehmen aus der Gesundheitsbranche angesiedelt. Dies mit dem Ziel, die guten Voraussetzungen des Standorts optimal zu nutzen. Mit dem neuen Thermalbad, das im Herbst 2021 eröffnet wird, gewinnt Baden weiter an Attraktivität. 

Welchen Stellenwert hat das Kantonsspital Baden in der regionalen Standortentwicklung?

Die Spitaltradition von Baden reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Damals nahm das Agnesienspital als Armen- und Krankenhaus den Betrieb auf. Der Grundstein für die Gesundheitsversorgung der Region war gelegt. Aus dem Agnesienspital wurde das Stadtspital im Zentrum Badens, später das Kantonsspital in Dättwil. Das Versorgungsangebot wuchs kontinuierlich und wurde immer professioneller. Heute gehört das KSB mit etwa 2500 Mitarbeitenden zu den grössten Arbeitgebern der Region und ist in der Bevölkerung breit akzeptiert. Wie bereits erwähnt, ist eine intakte Gesundheitsversorgung für die Standortförderung sehr wertvoll. Internationale Firmen, die neue Standorte sondieren, stellen hohe Ansprüche an die Lebensqualität und damit auch an die medizinische Versorgung. Das Gleiche gilt übrigens auch für Familien. Das Gesundheitsangebot und die Nähe zu einem Spital sind bei einem Umzug auch für Privatpersonen wichtige Aspekte.

Thomas Lütolf
«Mit dem KSB-Neubau setzt das Spital ein wichtiges Zeichen für den Gesundheitsstandort Baden.»
Thomas Lütolf

Im Fall des KSB kommt dazu, dass das Spital selbst nicht nur medizinische Leistungen anbietet.

Richtig. Das KSB arbeitet sehr wirtschaftlich und innovativ. Mit seinen Zusatzgeschäften ist das Spital ein wichtiger regionaler Wertschöpfungsgenerator. Zum Beispiel mit der spitaleigenen Wäscherei, die als Dienstleister auch für andere Unternehmen Textilien reinigt. Das vor bald zwei Jahren eröffnete Partnerhaus ist ebenfalls eine erfolgreiche Idee. Wissen und Dienstleistungen unter einem Dach zu bündeln, ist sinnvoll. Ein aktuelles Beispiel ist der Health Innovation Hub, wo das KSB mit Partnern wie dem PSI, dem Universitätsspital Zürich und der ETH Zürich zusammenarbeitet. Das KSB und die gesamte regionale Gesundheitsbranche tragen massgeblich dazu bei, dass die Wirtschaftsregion Baden zu den Top 5 von 110 Schweizer Wirtschaftsregionen zählt. 

Wie viel Potenzial für die Standortentwicklung von Baden steckt im KSB-Neubau?

Der Neubau ist für die Qualitätserhaltung unseres Standorts sehr interessant und wichtig. 450 Millionen Franken in einen Neubau zu investieren, ist ein klares Signal. Eines, das für den Gesundheitsstandort Baden und die ganze Region spricht.






Baden für Unternehmen

Thomas Lütolf ist Leiter der Standortförderung Baden. Zu den Vorteilen des Standorts gehören die Nähe zu Zürich und die damit verbundenen kurzen Wege im grössten Schweizer Wirtschaftsraum, modernste Infrastruktur, die internationale Prägung durch global tätige Firmen und eine starke, Hightech-orientierte KMU-Landschaft. In Baden sind bereits über 2200 Unternehmen ansässig.






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